text: leowee | fotos: ajoy misra | berlin 2006

_schöne hure stadt_maldoror

VI

Ich liege auf den Dielen. Qualm steigt an die Decke. Ich kann mich nicht rühren. Mein Ellenbogen steckt im Aschenbecher, der Ärmel hat ein Loch. Wodka ist alle. Dann lutsche ich eben Waldbeeren-Eis von Lidl. Erste Sahne.

An meinem Knie habe ich immer noch den grünen Fleck. Du hast in der Küche hinter meinem Stuhl gestanden und meine Brüste entblößt. Hast den Stuhl mit einem plötzlichen Ruck zu dir heran gekippt, so dass mein Knie unter den Tisch stieß und die Kerze umfiel. Und dann hast du mich, wir beide stehend, von hinten genommen.

Heute höre ich dich am Telefon schlucken und Speichel im Mund sammeln zwischen deinen Worten, in denen du nicht bist.

Ich wähle seine Nummer. Er meldet sich, ja hallo, ich höre seine belegte Stimme, ich sage nichts, er ruft hallo, seine Stimme verrät, dass er weiß, wer dran ist, aber er spricht mich nicht mit Namen an. Ich lehne im Rahmen der offenen Balkontür, die Hitze drückt mir entgegen, trägt Kinderstimmen und das Donnern der Autos auf dem Kopfsteinpflaster zu mir herauf. Ich lasse ihn noch einige Male hallo rufen und lege dann auf. Mein Gewicht zwingt mich zu Boden. Ich sinke auf die Matratze und tippe die Wahlwiederholung.
Warum lässt du mich sterben, Verräter?

 

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Von der Wand schaut David Bowie auf mich runter.
HALLO SPACEBOY! Der Mann, der vom Himmel fiel.

Sein Gesang dringt durch mein Rückenmark, schwillt an in meiner Brust, trägt mich davon auf Schwingen aus Eiskristall. Ich schwebe durchs All…

Die Katze thront auf meiner Brust wie eine Sphinx.