text: leowee | fotos: ajoy misra | berlin 2006

_schöne hure stadt_maldoror

VII

Die leere Flasche zersplittert an der Wand. Ich reiße dem Styroporkopf die Perücke runter. Stoße mir die Schulter am Türrahmen. Der Flur ist ewig lang. Drei Zigaretten gleichzeitig im Mund taumele ich ins Bad. Drehe die Wasserhähne auf. Steige in die Wanne. Dampf hüllt mich ein.

Die Scherbe in meiner Hand beschlägt, ich reibe sie blank. Dein Gesicht spiegelt sich darin. Die Frau, das bin ich nicht mehr, das bist du. Ich bin Maldoror. Maldoror verheißt dir eine goldene Zukunft.

Verzückt schaut Maldoror der Träne zu, die deine Wange hinab in den Mundwinkel rinnt und eine Spur hinterlässt auf deiner Haut. Sie schmeckt köstlich. Eiskristall.

Maldoror, Vergolder des Bösen, singt von einer Frau. Sie rührt sich nicht mehr. Hat ihr mit seinem Kuss und ein bisschen Lösungsmittel den Atem genommen, der Maldoror, und sie in die Wanne gelegt, dann Gold drüber gegossen.
Weint jetzt nicht mehr, die Frau. Lacht auch nicht mehr. Ihre Augen blicken ins Nichts. Lamettahaar, das über ihre Schultern fließt, das schimmert wie Gold.

 

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Maldoror singt von der Frau, die sie einmal war, nun liegt sie in der Wanne, bedeckt von Mondstaub, zum Sterben schön, ein Schwan mit angelegten Flügeln, kann nicht mehr toben oder lachen oder weinen, kann mich gar nicht mehr rühren.

Armes, kleines Mädchen.
Wir hatten Träume.
Aber du gehörst jetzt mir.
Mondstaub kühlt deinen Schmerz.
Die Katze balanciert über den Wannenrand.